Schizophrenie, bipolare Störungen und Depressionen mit Ernährungstherapie vorbeugen und behandeln

Schwerwiegende Erkrankungen wie Schizophrenie, bipolare Störungen und Depressionen sind sowohl für von ihr betroffene Menschen als auch deren Angehörige insbesondere die Kinder eine hohe Belastung. Noch wissen wir nicht ausreichend wie diese Störungen genau entstehen und behandeln daher nur Symptome. Medikamente sind die Standard-Behandlung. Leider können diese nicht immer die Symptome vollständig beseitigen oder einen Rückfall bei jedem vermeiden. Die aktuellen Behandlungsmöglichkeiten sind demzufolge noch immer nicht zufriedenstellend. Daher möchte ich auf eine ernährungstherapeutische Ansätze als multifaktoriellen Behandlungsansatz aufmerksam machen. Dieser könnte auch zur Prävention dieser Erkrankungen bei Hochrisikogruppen wie den Kindern der Erkrankten hilfreich sein.

Ernährungsumstellung und -therapie als neue hoffnungsvolle Perspektiven

Eine Ernährungsumstellung auf viel Gemüse und ohne Zuckerzusatz ist sowohl für bereits Erkrankte als auch besonders von einer solchen Erkrankung gefährdete Menschen wie die Kinder der betroffenen Menschen sinnvoll und stärkt gleichzeitig auch die Selbstwirksamkeit beider Gruppen. Erste Studien – eine Doppelblindstudie ist bei ernährungstherapeutischen Ansätzen oftmals schwierig zu realisieren – geben Anlass zur Hoffnung:

Mediterrane glutenfreie Ernährung

Eine zwölfwöchige mediterrane Diät führte beispielsweise bei Patienten mit Depression in 32,3 % der Fälle zur Remission, während dies in der Kontrollgruppe, die nur soziale Unterstützung erhielt, nur in 8 % der Fall war. In sechs von neun Studien, die in einem Review untersucht wurden, zeigte eine glutenfreie Ernährung bei Patienten mit Schizophrenie deutliche positive Effekte auf die kognitive Funktion und die psychotische Symptomatik.

Die mediterrane Ernährung gilt weithin als „gesund“, so dass diese stets umgesetzt werden kann und auch in den Kindergruppenangeboten, die sich auf Kinder psychisch erkrankter Eltern spezialisiert haben, umgesetzt werden sollte.

Die ketogene Ernährung – eine Stoffwechseltherapie

Die ketogene Diät bzw. Ernährung ist allerdings sowohl aufwendiger und ist bei gesunden Menschen als dauerhafte Ernährung nicht umumstritten. Sie ist eine Art Extremform von LowCarb. Daher sollte diese erst nach vorheriger Rücksprache mit dem behandelnden Arzt begonnen werden.

Bei der ketogenen Diät werden Kohlenhydrate einschränkt und eine Lipolyse induziert, wodurch zirkulierende Ketone-Ketone-Körper entstehen, die als zusätzliche Quelle für Kraftstoff für das Gehirn dienen und seine Abhängigkeit von Glukose reduzieren.

Es auszuprobieren ist es wert, denn eine erste Studien geben Anlass zur Hoffnung:

Bemerkenswerte Behandlungserfolge

Bei allen Teilnehmenden mit der Hauptdiagnose schizoaffektive Störung zeigte sich nach nur 14 Tagen strenger Diät eine Verbesserung der Symptome. Bei 82% der Patienten mit Depressionssymptomen ebenfalls. Das sollte allen betroffenen Menschen Hoffnung geben! Eine Studie aus 2024 bestätigte die Behandlungserfolge durch ketogene Diät. Diese Erfolge deuten darauf hin, dass zwischen schweren psychiatrischen Erkrankungen wie Schizophrenie, bipolarer Störung und schweren Depressionen und

Die ketogene Diät in der Studie im Einzelnen sowie deren Ergänzung durch Omega-3-Fettsäuren etc.

Die erkrankten StudienteilnehmerInnen erhielten drei protokollkonforme Mahlzeiten pro Tag (die vom Diätassistenten des Krankenhauses zubereitet wurden, um eine ausreichende Protein- und Kalorienzufuhr zu gewährleisten), eine protokollkonforme Snackbox pro Tag sowie eine Liste mit zugelassenen Lebensmitteln, an die sie sich jederzeit halten mussten. Außerdem erhielten sie einmal täglich eine Ergänzung mit Fischöl (250 mg: 18 % EPA, 12 % DHA), Magnesiumoxid (300 mg), Kupfer (1 mg), Vitamin B1 (1,1 mg), Vitamin B5 (6 mg), Vitamin B6 (3,4 mg), Vitamin B12 (2,5 mg) und Vitamin C (330 mg).

Behandlungserfolge verstärken bestimmte Ursachenhypothesen der Erkrankungen

Die beeindruckenden Behandlungserfolge deuten darauf hin, dass es sich bei diesen Erkrankungen um eine Stoffwechselstörung handelt. Auch Autoimmunprozesse ausgelöst durch eine Veränderung des Darmmakrobioms könnten eine Rolle spielen. Auffällig ist, dass auch bei anderen autoimmunassoziierten Erkrankungen gute Erfolge durch einen ernährungstherapeutischen Ansatz erzielt wurden. Selbst in der Krebsbehandlung wird die ketogene Diät als Begleittherapie eingesetzt mit teilweisen überraschenden Erfolgen.

Fazit

  • Es steht ein im Vergleich zu einer Medikamentenentwicklung kostengünstiger und sogar dem medizinischen Laien zugängliche Behandlungsergänzung zur Verfügung.
  • Grade eine Mittelmeer-Ernährung hat ausschließlich Vorteile und keine Risiken. „Schlechtestenfalls“ hat sie keine positiven Auswirkungen auf die psychiatrischen Symptome, sondern „nur“ auf die restliche Gesundheit des Menschen. Auch eine ketogene Ernährung hat wenig Risiken im Vergleich zu den Risiken, die psychiatrische Erkrankungen haben.
  • Die Chancen eines ernährungstherapeutischen Ansatzes gilt es mehr in der Praxis zu nutzen. Außerdem gibt dieser Ansatz betroffenen Menschen Hoffnung und stärkt zusätzlich ihre Selbstwirksamkeit. Das gilt auch für Kinder, die aufgrund einer immer noch nicht hinreichend erforschten erblichen Disposition für schwerwiegende psychiatrische Erkrankungen ein erhöhtes Risiko für die gleiche Erkrankung ihrer Eltern haben. Sie können bereits präventiv etwas machen, um dieses Risiko zu senken. (Blogartikel zu weiteren Präventionsansätzen für Kinder)

Call to action – Handlungsempfehlungen

  • Dieser ernährungstherapeutische Ansatz sollte betroffenen Familien unbedingt bekannter gemacht werden.
  • Zumindest Einrichtungen, die psychiatrisch erkrankte Menschen behandeln oder betreuen – vor allem auch Krankenhäuser – sowie Einrichtungen, die mit den Kindern dieser erkrankten Menschen arbeiten, wie Jugendhilfeträger, Schulen und Kitas sollten ihr Nahrungsangebot entsprechend anpassen.
  • Krankenkassen sollten für diese beiden Gruppen eine entsprechende Ernährungsberatung finanzieren. Ernährungsberatung wird derzeit noch nicht einmal bei Kindern, die bereits eine Adipositas-Diagnose haben, vollständig von den Krankenkassen finanziert. Diese beteiligen sich lediglich. Hier sollte sich dringend etwas ändern, zumal wir mittlerweile wissen, dass Ernährung auch bei anderen Erkrankungen wie Krebs, MS, Rheuma und AD(H)S eine Rolle spielt.
  • In der Politik sollte gesunde Ernährung ressortübergreifend ein Thema sein. (Gesunde) Ernährung tangiert in letzter Konsequenz alle Ressorts, doch insbesondere die Bereiche Gesundheit, Landwirtschaft, Kinder/Jugend/Familien, Bildung, Wirtschaft & Finanzen (durch die immensen Folgekosten und die Besteuerung von Lebensmittel).

Quellen, Studien & zur Vertiefung

Magret Ache: Hoffnung: Keto bei psychischen Erkrankungen, 08.09.2023

Danan, Westman, Saslow, Ede u.a.: The Ketogenic Diet for Refractory Mental Illness: A Retrospective Analysis of 31 Inpatients, in: Front. Psychiatry, 06 July 2022, Sec. Public Mental Health, Volume 13 – 2022 | https://doi.org/10.3389/fpsyt.2022.951376

Shebani Sethi, Diane Wakeham, Terence Ketter, Farnaz Hooshmand, Julia Bjornstad, Blair Richards, Eric Westman, Ronald M Krauss, Laura Saslow: Ketogenic Diet Intervention on Metabolic and Psychiatric Health in Bipolar and Schizophrenia: A Pilot Trial,Psychiatry Research, Volume 335, 2024, online: https://doi.org/10.1016/j.psychres.2024.115866

Dr. Angelika Bischoff: Demenz, Depression und Schizophrenie über das Essen lindern, in Medical Tribune vom 02.03.20219 mit Querverweis auf den DGPPN-Kongress 2018

Marcin Poholski: Ketogene Diät zur Behandlung von Schizophrenie: Ein Erfahrungsbericht mit Remission, Selbstverlag 2021 (leider derzeit nicht erhältlich – Hat wer ein Exemplar?)

„Dieser Erfahrungsbericht zeigt auf, dass Schizophrenie mit einer strikten ketogenen Diät behandelt werden kann. Durch ein wissenschaftliches Review wurde die These erarbeitet, dass Ketone statt Glukose zu einer gesunden Remission führen kann. Mein Erfahrungsbericht soll Patienten Mut und Hoffnung machen, dass auch eine Behandlung fern ab von Medikamenten möglich ist. Nach 17 Jahren Qualen mit der Diagnose der Schizophrenie kann ich nun behaupten, dass eine gesunde Ernährung mentale Krankheiten behandeln kann. Die ketogene Diät beinhaltet die Effekte vom Fasten und führt Lebensqualität zurück ins Leben.“

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