Ein Unfall, körperliche oder emotionale Gewalt oder eine schwere Diagnose können bei Menschen ein Schocktrauma auslösen. Dabei reagiert jeder Mensch anders, denn was den Organismus in einen heftigen Alarmzustand versetzt, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Dabei spielen die persönliche Geschichte und die Resilienz eine entscheidende Rolle.
Traumaexpertin Dami Charf hat für Schocktraumata wichtige Punkte zur ersten Hilfe für Fachkräfte und private Kontaktpersonen betroffener Menschen zusammen gestellt:
Emotionale Sicherheit schaffen und körperliche Reaktionen gut begleiten
- Kommunikation, die hilft, das Erlebte einzuordnen und sich zu beruhigen: Unterstützende sollten klar und verständlich erklären, was geschehen ist, z. B. „Sie sind gestürzt und haben sich erschrocken.“ Auf den sicheren Ort aufmerksam machen.
- Den Organismus beruhigen: Es ist wichtig, der betroffenen Person Zeit zu geben, sich zu beruhigen. Dazu gehört sie einzuladen, tief zu atmen und sich auf den gegenwärtigen Moment zu konzentrieren. Sobald dies der betroffenen Person möglich ist, kann ein Glas lauwarmes Wasser in kleinen Schlucken zu trinken ebenfalls sehr hilfreich sein, um sich wieder zu beruhigen.
- Sicheren Ort ermöglichen: Wenn möglich, sollte die betroffene Person an einen geschützten Ort gebracht werden, wo sie sich sicher fühlt. Vertraute Personen sollten ggf. kontaktiert werden, um emotionale Unterstützung zu gewährleisten.
- Körperliche Reaktionen gut begleiten: Menschen mit Schocktrauma reagieren körperlich. Vor allem Zittern und Weinen sind normale Formen der Stressbewältigung. Dann ist als Begleitperson wichtig betroffene Menschen wie folgt zu unterstützen:
- Wärme: Sicherstellen, dass die betroffene Person warm bleibt – in eine Decke einhüllen und lauwarmes Wasser in kleinen Schlucken anbieten zu trinken.
- Spannungsabbau unterstützen, z. B. durch sanfte, beruhigende Berührungen am Arm, aber wichtig, den körperlichen Reaktionen genügend Raum lassen, damit sich Spannungen abbauen können.
- Achtung bei Schock! Wenn jemandem sehr kalt ist oder ein Gefühl von körperlicher Taubheit hat, kann das auf einen Schockzustand hinweisen, der akute medizinische Hilfe erfordert!
- Hand halten: Die Hand der betroffenen Person halten, wenn dies gewünscht ist.
Im weiteren Verlauf:
- Aktives Zuhören: Geduldig zuhören, ohne Druck auszuüben oder die Person zum Erzählen zu drängen.
- Schlaf fördern, denn Schlaf ist wichtig, damit der Organismus das Erlebte verarbeiten kann – physisch und psychisch.
- Bewegung zu fördern, damit der Betroffene den erlebten Stress aus seinem System bekommt.
Selbstfürsorge für Unterstützende
Wenn jemand einen Menschen begleitet, der unter Schocktrauma steht, ist es wichtig, dass der Helfende seine eigenen Bedürfnisse nicht vernachlässigt. Es ist wichtig
- regelmäßig Pausen einzulegen und auf das eigene Wohl zu achten.
- ausreichend zu essen und zu trinken.
- ausreichend zu schlafen.
- körperliche Bewegung einbauen, um Stress abzubauen.
- sich mit anderen Helfenden oder Fachleuten auszutauschen, um eigene Belastungen zu verarbeiten und bei Überforderung professionelle Hilfe suchen.