Wechselwirkung zwischen Körper und Gefühlen zur Depressionsbehandlung nutzen – Depressionen mit (Faszien-)Massagen entgegen wirken

Dass Massagen und Berührungen sowie schwere Therapiedecken antidepressiv wirken können, darauf habe ich bereits in einem Blog-Post im August 2021 aufmerksam gemacht und die Studien verlinkt. Jetzt weisen weitere aktuelle Studien vom Team um Prof. Johannes Michalak von der Universität Witten/Herdecke auf klare Zusammenhänge von Körper und psychischem Wohlbefinden hin.

Das Ergbnis einer der Studien zeigt, dass Depressive einen höheren Grad von Steifigkeit und weniger Elastizität im Schulter-Nacken-Bereich aufweisen als gesunde Vergleichsprobanden. Menschen mit depressiven Störungen haben öfter Probleme mit dem muskulären Bindegewebe, den Faszien, im Nacken-Schulter-Bereich. Steifigkeit und geringe Elastizität des muskulären Bindegewebes könnte möglicherweise dazu beitragen, dass Depressive sich nicht so gut aus ihrem negativen Zustand lösen können.

Kurzfristige positive Auswirkungen bereits nachgewiesen

Eine weitere Studie liefert Hinweise darauf, dass eine kurze Übung auf der Ebene des Bindegewebes depressive Prozesse beeinflussen kann. Bislang wurden allerdings nur die temporären Effekte einer kurzen Selbstmassage untersucht.

Längerfristig positive Auswirkungen werden untersucht

Jetzt steht eine weitere Studie an, mit der herausgefunden werden soll, ob eine längerfristige Behandlung auch längerfristige Wirkung erzielen kann.

Ansatz vermutlich nicht bei allen Menschen mit Depressionsdiagnostik gleich wirksam

Wenn – das ist meine Vermutung – es sich bei Depressionen nicht um eine einheitliche Erkrankung, sondern um unterschiedliche Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen, aber unterschiedlichen Ursachen handeln sollte, dann wird diese Behandlungsform bei einigen Menschen mit Depressionen wirksam sein und bei anderen weniger.

Aber ausprobieren lohnt sich für alle

Da eine Faszienmassage aber als frei von negativen Auswirkungen ist (mir sind zumindest keine negativen Risiken bekannt) und damit als risikoarm angesehen werden kann, ist dieser Ansatz für alle Menschen mit Depressionen interessant. Außerdem kann und sollte er – je nach Schweregrad einer Depression – unbedingt neben einer konventionellen Depressionsbehandlung angewandt werden. Vor allem Menschen mit Depressionen, die merken, dass sie sehr verspannt sind, sollten ihn ausprobieren. Faszienmassagen lassen sich auch gut selbst durchführen, so dass sie für Menschen, die sich keine professionelle Behandlung leisten können, durchführbar sind.

Ansatz fördert auch Selbstwirksamkeit

Außerdem könnte dieser Ansatz, da er auch allein durchgeführt werden kann, die Selbstwirksamkeit von Menschen und damit ihre Gesundheit fördern. Gleiches gilt für Ernährungsansätze zur Behandlung von Depressionen.

Quellen und Vertiefung

Wechselwirkung zwischen Faszien im Schulerbereich und Depressionen – Pressemitteilung vom 07.02.2022 der Universität Witten/Herdecke [Abruf: 07.04.2022]

Michalak, J., Aranmolate, L., Bonn; A., Grandin, K., Schleip, R., Schmiedtke, J., Quassowsky, S., Teismann, T. (in press). Myofascial tissue and depression. Cognitive Therapy & Research. doi: 10.1007/s10608-021-10282-w

Massagen und Berührungen wirken antidepressiv

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