Übermäßiger Stress in der Kindheit hat weitreichende Folgen – für die Gesundheit Betroffener und damit für uns als Gesellschaft

Eine aktuelle Studie deutet erneut auf die zentrale Bedeutung von übermäßigem Stress in der Kindheit auf die Entwicklung stressbedingter psychiatrischer Erkrankungen hin. Dabei spielt auf der molekularen Ebene der Stressregulierung ein bestimmtes Gen (FKBP5) eine zentrale Rolle. Dieses kann sich durch Stress in der Zeit besonders verändern, in der sich das Gehirn maßgeblich entwickelt. Wenn die Stressverarbeitung nicht gut funktioniert, hat das weitreichende Auswirkungen auf das weitere Leben durch den Einfluss auf psychische und damit gekoppelt immer auch die physische Gesundheit. Und Krankheiten verursachen nicht nur persönliches Leid, sondern immense Kosten.

Unsere Kinder vor übermäßigem Stress so gut wie möglich schützen

Diese Studie verdeutlicht einmal mehr, wie entscheidend für eine positive Entwicklung unserer Gemeinschaft es ist, dass wir sogar nicht nur aus sozialen, sondern auch aus ökonomischen Gründen unsere Kinder vor übermäßigem Stress schützen sollten.

Wie könnte das in der Praxis aussehen? Dass dieser Ansatz zur „Chefsache“ erklärt wird und sich die Politik ressortübergreifend  – Gesundheit, Familien und Bildung – der Sache annimmt.

Vision und Empfehlungen für die Praxis

  1. Ansatz im Kinderschutz: Ausbau des Kinderschutzes, u.a. personelle Ausstattung des Jugendamtes, attraktive Bezahlung, Ermöglichung von Quereinstieg, attraktive Bezahlung
  2. Ansatz bei den betroffenen Kindern selbst: flächendeckende Implementierung des Themas Stress, Stressbewältigung und Resilienz in die Schulen und angepasst bereits in der Kita (Stressregulationstechniken können ab Kita-Alter gut als Rituale eingeübt werden.
  3. Fortbildung von Kitapersonal, Lehrkräften und Arbeitgebern und Eltern zum Thema – auch online (gerade für die Alleinerziehenden so wichtig)
  4. Ansatz bei deren Eltern – vor allem den Müttern: Elterngeld für mehr als 12 bzw. 14 Monate bezahlen, um eine Halbtagstätigkeit auszugleichen, Mindestrente für Eltern, die ihre Kinder großgezogen haben, einführen; kostenlose Elternschulungen zum Thema

Realtitätscheck der Empfehlungen

Ja, mir ist bewusst, dass das vermutlich nicht einmal ansatzweise passieren wird. Aber ich möchte mir von der nächsten Generation nicht vorwerfen lassen müssen, ich hätte geschwiegen oder war tatenlos. Mit dem Wissen kommt auch die Verantwortung.

Weiterführende Links / zitierte Studie

Torsten Lauer, Referat Kommunikation und Medien Zentralinstitut für Seelische Gesundheit: Wie Stress in der Kindheit die Genaktivität beeinflusst und das Risiko für psychische Erkrankungen erhöht, online bei idw 09.04.2024

 

Kremer et al.: Multimodal Associations of FKBP5 Methylation with Emotion-Regulatory Brain Circuits. Biol Psychiatry. 2024 Mar 7:S0006-3223(24)01141-7. doi: 10.1016/j.biopsych.2024.03.003.
https://doi.org/10.1016/j.biopsych.2024.03.003
https://www.biologicalpsychiatryjournal.com/article/S0006-3223(24)01141-7/fullte…

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