Traumavererbung geschieht über zwei Wege

Ein Trauma und dessen Folgen für die Regulation des Stresssystems kann an Kinder weiter vererbt werden. Doch welche Mechanismen stehen dahinter? Oft wurde allein auf eine schwierige Interaktion zwischen Eltern und Kindern als Ursache gesehen. Sicher sind auch die unangenehmen Gefühle, die oft mit Traumafolgestörungen einhergehen, für Kinder „ansteckend“. Doch es gibt noch epigenetische Mechanismen, über die Trauma die Folgegenerationen erreichen.

So ist die Stresshormonachse von Kindern traumatisierter Eltern nachweislich verändert, so dass die Stressverarbeitung für die Kinder ebenfalls schwieriger ist. Ein Beispiel ist das Gen FKBP5, bei dem Unterschiede in der Gen-Methylierung bei Kindern traumatisierter Eltern nachgewiesen wurde. Aufgrund dieser biologischen Veränderungen wird die Stressresilienz möglicherweise über mehrere Generationen beeinflusst.

Fazit

Wenn Kinder traumatisierter Kinder – und dazu gehören nicht nur Schocktraumen, sondern auch Beziehungstraumen – Probleme bei der Stressregulation haben, kann das verschiedene Ursachen haben. Nicht unbedingt muss es an der Interaktion mit ihren Eltern liegen, wobei diese natürlich je nach konkreter Eltern-Kind-Konstellation auch eine Rolle spielen kann. 

Überlegungen als Inspiration & zum Weiterdenken

Was mir auffällt ist, dass etliche erwachsen gewordene Kinder, die mit an Psychosen erkrankten Eltern aufgewachsen sind und heftige Grenzüberschreitungen erlebt haben, Kinder haben, bei denen eine ADHS Diagnose im Raum steht. Dass ein in der Kindheit erlebtes Trauma ADHS-Symptome vielleicht sogar verursachen kann, wird bereits diskutiert. Doch vielleicht könnte es sich dabei auch um eine vererbte Traumafolgestörung handeln, die zu den ADHS-Symptomen führt. Denn nicht immer ist die Eltern-Kind-Interaktion gestört, wenn ADHS diagnostiziert wird. Was halten Sie von diesem Gedanken? Schreiben Sie mir gerne.

Quelle

Cordula Baums:  80 Jahre nach Kriegsende – Forschung des DZPG untersucht Traumafolgen auch für Nachkommen, Pressemitteilung des DZPG vom 05.05.2025

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