Studie zu Schizophrenie-Erkrankungsrisiko und IQ

Vielleicht ist einigen noch der Film „A beautiful mind – Genie und Wahnsinn“ in Erinnerung, in dem 2001 die reale Lebensgeschichte des insbesondere für die Spieltheorie bekannten Mathematikers John Forbes Nash gezeigt wurde, der in seinem Studium an Schizophrenie erkrankte und der weitgehend genesen später den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhielt. Genie und Wahnsinn liegen dicht beieinander – sagt der Volksmund. Doch trifft das auf Menschen, die an Schizophrenie erkrankt sind, tatsächlich zu? Wie hängt der Intelligenzquotient in der späten Adoleszenz und dem anschließenden Risiko, an einer Schizophrenie zu erkranken zusammen?

Forscher

Mit vier Fragestellungen dazu haben sich 2016 Forscher vom Virginia Institute for Psychiatric and Behavioral Genetics, der Abteilung für Psychiatrie und der Abteilung für Human- und Molekulargenetik, Virginia Commonwealth University (Richmond), das Center for Primary Health Care Research, Universität Lund (Malmö/ Schweden) und das Stanford Prevention Research Center, Stanford University School of Medicine (Stanford/ Kalifornien) beschäftigt.

Sie haben fast alle jungen Männer, die in Schweden zwischen 1951 und 1975 geboren wurden, als junge Erwachsene im Rahmen ihrer Wehrpflichtuntersuchung dazu untersucht (N=1.204.983) sowie deren Verwandte, um die Relevanz von genetischen Einflüssen und IQ zu untersuchen und kamen zu folgenden Ergebnissen:

Ergebnisse

Das Risiko an Schizophrenie zu erkranken steigt stetig mit abnehmendem IQ, wobei der Einfluss des IQ im niedrigeren IQ-Bereich etwas höher ist und im höheren IQ-Bereich etwas geringer. Die genetische Anfälligkeit für Schizophrenie hatte einen viel stärkeren Einfluss auf das Krankheitsrisiko bei Personen mit niedriger als bei hoher Intelligenz. 

FIGUR 2.

Abbildung:
Beobachtete Prävalenz von Schizophrenie als Funktion des prämorbiden IQ-Werts in einer schwedischen nationalen Stichprobe. Die Schizophrenie wurde anhand von Krankenhausdiagnosen beurteilt und nur Fälle, die nach dem IQ-Test auftraten, eingeschlossen.

Im unteren IQ-Bereich wurden große Unterschiede im Risiko für Schizophrenie bei Personen mit unterschiedlicher genetischer Veranlagung beobachtet. Bei höheren IQs nimmt der Einfluss der genetischen Veranlagung auf das Schizophrenie-Risiko jedoch erheblich ab und verschwindet fast auf dem höchsten IQ-Niveau.

Abweichendes Ergebnis von dem der Vorstudien

In drei von fünf Vorstudien zur IQ-Schizophrenie-Beziehung wurde ein höheres Erkrankungsrisiko bei Personen mit den höchsten IQ-Werten im Vergleich zu denen mit mäßig hohen IQ-Werten (∼120) gezeigt. Eine finnische Studie fand eine erhebliche Steigerung von Schizophrenie-Erkrankungen bei denjenigen mit den höchsten akademischen Leistungen in der High School. Solche Befunde legen einen Zusammenhang zwischen Schizophrenie und „Genie“ nahe. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen jedoch keine Belege dafür. Das Risiko für Schizophrenie in der höchsten IQ-Kategorie (mittlerer IQ 129; 0,19 % der Stichprobe) war niedriger als in der nächsthöheren Gruppe (mittlerer IQ 122; 0,24 % der Stichprobe).

Geringer IQ erhöht die Schizophrenie-Anfälligkeit

Die vorliegende Studie zeigte, dass eine genetisch bedingte  Anfälligkeit für Schizophrenie auf Personen mit niedrigem IQ einen viel stärkeren Einfluss hat auf das Krankheitsrisiko als bei Personen mit hohem IQ. Die genauen Zusammenhänge sind jedoch unklar und sollten weiter untersucht werden.

Quellen

Hauptstudie

Kenneth S. Kendler, M.D. Henrik Ohlsson, Ph.D. Jan Sundquist, M.D., Ph.D. Kristina Sundquist, M.D., Ph.D.: IQ and Schizophrenia in a Swedish National Sample: Their Causal Relationship and the Interaction of IQ With Genetic Risk, online seit 01.03.2015, https://doi.org/10.1176/appi.ajp.2014.14040516

Vorstudien

Khandaker GM, Barnett JH, White IR, Jones PB : A quantitative meta-analysis of population-based studies of premorbid intelligence and schizophrenia,  Schizophr Res 2011 ; 132: 220–227

Isohanni I, Järvelin MR, Jones P, Jokelainen J, Isohanni M : Can excellent school performance be a precursor of schizophrenia? A 28-year follow-up in the Northern Finland 1966 birth cohort. Acta Psychiatr Scand 1999 ; 100:17–26

Waddell, C.: Creativity and Mental Illness: Is There a Link?Can J Psychiatrie 1998 ; 43:166–172

Post, F.: Creativity and Psychopathology a Study of 291 World-Famous Men . Br. J. Psychiatrie 1994 ; 165:22–34

Nasar S. : A Beautiful mind. 1998

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