Was für Kinder, deren Elternteile inhaftiert sind, bereits Ende 2024 flächendeckend in Bayern gelungen ist, darauf warten Kinder, deren Eltern in Psychiatrien untergebracht sind, noch immer in ganz Deutschland: In jeder bayerischen Vollzugsanstalt gibt es einen Familienbeauftragten. Dieser soll dazu beitragen, Kinder von inhaftierten Eltern bestmöglich zu unterstützen, die Belange von Kindern und ihren Familien mit im Blick haben. Dabei nimmt er eine Lotsenfuktion ein – sowohl innerhalb der JVAen als auch nach außen, etwa in Zusammenarbeit mit der Jugendhilfe.
Stand der Dinge in der Erwachsenenpsychiatrie in Deutschland
Zwar ist inzwischen in einigen psychichiatrischen Einrichtungen für Erwachsene das Thema Elternschaft angekommen, doch bis in allen stationären psychiatrischen Einrichtungen Familienbeauftragte existieren, scheint es noch ein langer Weg zu sein.
Was sich positiv verändert hat: Immerhin ist seit ein paar Jahren das Thema mit einem Stand beim großen DGPPN-Kongress vertreten und vor drei Jahren wurde eine so genannte „Kitteltaschenkarten“ für PsychiaterInnen zum Thema entwickelt worden. Auch fragen einige Psychiater und Psychiaterinnen immerhin bei der Patientenaufnahme nach Kindern – doch auch das erfolgt leider immer noch nicht flächendeckend. Einzelne Menschen in der stationären Erwachsenenpsychiatrie engagieren sich für die Bedürfnisse von Familien, doch leider sind es weiterhin leider Einzelfälle. Um Engagement für Familien zu verstetigen und nicht dem Zufall zu überlassen, ist eine flächendeckende Einrichtung von Familienbeauftragten oder Familienlotsen in der stationären Erwachsenenpsychiatrie sinnvoll und wichtig. Wichtig sowohl für eine erfolgreichere Behandlung der KlientInnen, die häufig Kinder haben, als auch für deren Kinder, damit diese nicht zu den PatientInnen von morgen werden. Es gilt eine Abwärtsspirale zu durchbrechen. Und das Gute ist: Politisch ist das Thema aktuell.
Aufgaben von Familienbeauftragten in der Erwachsenenpsychiatrie
Mögliche Aufgaben von Familienbeauftragten in der Erwachsenenpsychiatrie könnten sein:
Bereich | Mögliche Aufgaben |
AnsprechpartnerIn
|
|
Familienangebote/ |
|
Öffentlichkeitsarbeit |
|
Fortbildung & Netzwerkarbeit |
|
Konkrete Maßnahmen und Angebote
Häufig kommt der Einwand, dass für neue Maßnahmen das Geld nicht reichen würde. Das mag manchmal zutreffen, doch manchmal auch nicht. Zum einen gibt es immer wieder Finanzierungsmöglichkeiten jenseits der Krankenkassen und zum anderen sind es manchmal erste kleine Schritte, die für betroffene Familien bereits eine positive Veränderungen bringen können.
Beispielhafte kostengünstige oder kostenfreie Maßnahmen
Einige mögliche Maßnahmen in Erwachsenen, die kostengünstig oder sogar kostenfrei sind:
- Beratungen der KlientInnen zum Thema
- Thema in die Gruppentherapiesitzungen/Gesprächskreise einbauen
- Flyer mit lokalen und überregionalen Hilfestellen
- Kinder festen AnsprechpartnerIn bei Besuch zur Verfügung stellen
- Büchern zum Thema für PatientInnen anschaffen – auch Kinderbücher zum Thema
- Poster zum Thema aufhängen
- „Kinderbesuchstag“ oder „Familientag“ einrichten und bekannt machen
- Spielzeug vor Ort bereit stellen
- Familienbesuchszimmer einrichten
- …
(Gerne berate ich Interessenten zu diesen und weiteren Möglichkeiten >>Kontaktaufnahme)
Bekanntmachung
Die Kontaktdaten der Familienbeauftragten sollten intern und extern bekannt gemacht und mit einer eigenen E-Mail-Adresse versehen werden (Funktionsmailadresse).
Besetzung der Position
Die Familienbeauftragte könnte sowohl aus dem medizinischen Bereich, als auch aus dem sozialpädagogischen Team oder Pflegeteam kommen.
Kennen Sie interessierte Psychiatrien?
Wenn Sie psychiatrische Einrichtungen kennen, die sich zu diesem Thema fortbilden, über mögliche kleine Schritte für eine familienfreundliche Psychiatrie nachdenken oder sogar über eine feste Etablierung von Familienbeauftragten nachdenken wollen, nehmen Sie gerne Kontakt auf.