Wie geht es Ihnen, wenn Sie an Weihnachten denken? Freuen Sie sich darauf oder kommen eher gemischte Gefühle hoch? Kaum ein Fest löst so viele Gefühle aus wie Weihnachten. Für viele ist es die Zeit der Geborgenheit, der Familie und des Zusammenseins – doch für Menschen, die in Familien groß geworden sind, in denen das Miteinander nicht so funktioniert (hat), wie Kinder es sich wünschen und verdienen, kann Weihnachten auch eine herausfordernde Zeit sein.
Fragen wie
„Soll ich überhaupt mit meiner Familie feiern?“ „Was gibt es für Alternativen?“
„Wie kann ich mit der angespannten Situationen in der Familie besser umgehen?“
begleiten viele gerade in diesen Wochen. Hinzu kommen häufig Trauer oder Einsamkeit – etwa, wenn der Kontakt zu den Eltern bewusst abgebrochen wurde oder sie bereits verstorben sind. Was also tun, wenn kein Freund oder Elternteil (mehr) fragt, ob man gemeinsam feiern möchte?
Wege zu einem gelingenden Fest
In unserer diesjährigen Weihnachtsrunde der angeleiteten Gruppe „Miteinander weiterWACHSEN“ haben wir uns mit diesen Fragen beschäftigt. Gemeinsam haben wir Ideen gesammelt, wie Weihnachten gelingen kann – auch dann, wenn familiäre Konstellationen schwierig sind.
Zentral war dabei die Frage: Wie kann ich gut für mich sorgen, ohne andere völlig vor den Kopf zu stoßen?
Daraus sind verschiedene Ansätze entstanden, die wir gerne teilen möchten – denn vieles davon kann auch in „normal-gestörten“ Familien hilfreich sein – also vielleicht sogar für Ihre. Besonders inspirierend waren dabei unsere selbst gestalteten Gesprächskärtchen: kleine Impulse, die den Einstieg in angenehme, tiefgehende oder humorvolle Gespräche erleichtern. In unserer Gruppe führten sie sofort zu spannenden Begegnungen und neuen Einsichten.
Praktische Tipps für ein entspannteres Weihnachten
- Eigene Feier gestalten: Auch ohne (eigene) Familie kann man ein stimmungsvolles Fest organisieren. Das gibt Freiraum und die Möglichkeit, die eigenen Grenzen zu wahren.
- Alternativen schaffen: Ein Kurzurlaub, ein Abend mit FreundInnen oder bewusste Me-Time (z.B. Saunabesuch) können gute Wege sein.
- Klare Zeitrahmen setzen: Wer die Dauer des Besuchs offen anspricht („Ich komme gerne und würde mich nach dem Abendessen verabschieden.“), vermeidet Überforderung.
- Möglichst entspannt in die Feiertage und zur Feier kommen. Sich den Tag oder die Stunde vorher gut entspannen, bewusst etwas Gutes tun, z.B. eine Massage genießen.
- Notfallplan vorbereiten: Wenn Spannung beim Fest entsteht, hilft ein kurzer Spaziergang oder das kurzfristige Verlassen des Raumes.
- Selbstfürsorge einplanen: Kleine Dinge mitnehmen, die beruhigen – z. B. Handarbeiten oder Musik.
- Aufgaben teilen: Gemeinsames Planen (Vorspeise, Dessert etc.) fördert Verbundenheit statt Pflichtgefühl.
- Geschenkefrieden statt Geschenke-Stress: Wichteln mit kleinem Budget oder bewusst konsumfreie Alternativen.
- Verbindende Gespräche fördern: Mit ehrlichen Komplimenten („Die Bluse steht dir wirklich gut.“) und offenen Fragen zu angenehmen Themen gelingen oft Momente echter Nähe. Unsere extra für Familienfeiern angefertigte Gesprächskärtchen enthalten Fragen, die leicht und unverfänglich beginnen („Eine Situation, in der du herzhaft gelacht hast“) und später zu persönlicheren Themen überleiten können. Wer mag, kann eigene Fragen ergänzen – so entsteht ein Gesprächsspiel, das durch die Antworten zu angenehmen Gesprächen einlädt.
Gemeinsam gegen Einsamkeit
Nicht immer ist ein Familienfest die richtige Wahl. Wer sich gegen ein gemeinsames Feiern entscheidet, muss die Feiertage aber nicht allein verbringen.
Hilfreiche Angebote sind zum Beispiel:
- Aktion „Keiner bleibt allein“ – vermittelt Gesellschaft zu Weihnachten und Silvester.
- Kompetenznetz Einsamkeit – mit vielfältigen Unterstützungsangeboten für Betroffene.
- Freunde ansprechen: Oft hilft schon, offen zu sagen, dass man Anschluss sucht.
Weihnachtsgruß
Weihnachten muss nicht perfekt sein. Es darf Momente von Nähe geben, aber auch Rückzug. Es darf Lachen geben, aber auch Trauer. Gerade für Menschen, die eine stark belastete Kindheit hatten, ist es wichtig, das eigene Wohlbefinden gut im Blick zu behalten und das Fest so zu gestalten, dass es ihnen gut tut oder zumindest, dass für sie vertretbare Kompromisse eingegangen werden.
Wir wünschen Ihnen ein Weihnachtsfest voller angenehmer Begegnungen mit anderen und sich selbst und vor allem anregende Gespräche. Schreiben Sie uns gerne, welche Erfahrungen Sie mit unseren Fragekärtchen gemacht haben und welche weiteren Fragen Ihnen noch eingefallen sind!