Mit Kindern über den Krieg sprechen und ihre Selbstwirksamkeit stärken

Sollte ich mit meinem Kind über den Krieg sprechen oder belaste ich es dadurch zu sehr? Und über was genau sollte ich mit ihm wie sprechen, um es zu stärken und nicht zu belasten? Fragen wie diese beschäftigen mehr oder weniger die meisten Eltern in letzter Zeit. Also auch mich als Mutter.

Hilfreich ist, sich bereits mit einer stärkenden Gesprächsführung mit Kindern im Zusammenhang mit unangenehmen Themen beschäftigt zu haben

Mein Vorteil dabei war, dass ich mir in den vergangenen Jahren oft beruflich mit einer stärkenden Gesprächsführung mit Kindern im Zusammenhang mit unangenehmen Themen wie psychiatrischer Erkrankung von Eltern, Suizid oder dem Tod von Angehörigen beschäftigt habe. Daher lag die Antwort für mich auf der Hand: Auf jeden Fall, denn wir sollten Kinder mit unangenehmen Gefühlen nicht alleine lassen. Die Realität schont unsere Kinder nicht. Entscheidend ist, dass wir unseren Kindern Wege aufzeigen, mit den Anforderungen des Lebens hilfreich umzugehen.

Was Kinder mitbekommen

Kinder nehmen die Gefühlszustände, die Aussagen ihrer Eltern und in den Medien sowie Verhaltensweisen und Veränderungen in ihrem Lebensumfeld sowieso wahr. Sie bekommen mit, dass Menschen um sie herum Angst haben (z.B. vor einem Krieg), sich hilflos fühlen oder aufgewühlt sind, wenn sie mitbekommen, was in der Ukraine passiert. Kindern haben für die emotionalen Zustände ihrer Mitmenschen sehr feine Antennen und können sich noch schlechter als Erwachsene von diesen abgrenzen. Das alles kann bei Kindern unangenehme Gefühle auslösen oder zumindest zu Irritationen führen. 

Kinder unterstützen

Wichtig ist, dass wir Kinder durch Gespräche ermöglichen das Wahrgenommene besser einzuordnen und mit dem zu verbinden, was es mit ihnen emotional macht. Im nächsten Schritt können Erwachsene sie dabei unterstützen, hilfreich mit den ausgelösten Emotionen umzugehen.

Dem Gefühl von Hilflosigkeit mit Selbstwirksamkeit begegnen

Vor allem wenn Menschen sich hilflos fühlen, ist es wichtig, sie damit nicht allein zu lassen.  Selbstwirksamkeit selbst in belastenden Situationen zu erleben ist für diese Menschen wichtig. Entscheidend ist also die Fragen, was ein Kind machen kann, wenn es sich hilflos fühlt angesichts der aktuellen Belastungen.

Eigenen Strategien für Selbstwirksamkeit reflektieren

Um ggf. gemeinsam mit dem Kind Antworten auf diese Frage zu finden, kann es hilfreich sein, diese Frage erst einmal für sich als Erwachsener zu beantworten. Mir hat beispielsweise geholfen, mich mit anderen über die Situation auszutauschen und auch was sie mit mir macht. Außerdem haben wir uns als Familie entschlossen, eine Mutter mit Kind zu helfen und sie bei uns aufzunehmen. Dafür ist etwas Vorbereitung nötig. Es galt den Dachboden auszuräumen. Endlich konnte ich anpacken.

Kinder eine Möglichkeit schaffen, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten, aktiv zu beteiligen

Dabei habe ich meine 7-jährige Tochter aktiv eingebunden. Vorher haben wir uns immer mal wieder über Krieg unterhalten und was das für die Menschen bedeutet und natürlich auch, dass wir hier in Sicherheit leben. Außerdem habe ich ihr erklärt, dass die Menschen, wenn sie hier ankommen, sich hier wohlfühlen sollen und viel Vertrautes, da sie ihr Zuhause schließlich nicht freiwillig verlassen haben.  Daraufhin hat sie von sich aus das Bild mit dem Regenbogen für die Familie gemalt und im Zimmer für sie aufgehangen. Außerdem hat sie geschaut, was sie dem Kind von ihrem Spielzeug abgeben kann – oder zumindest ausleihen 🙂

Von anderen Eltern weiß ich, dass ihre Kinder sie auf Friedensdemonstrationen begleiten oder sie gemeinsam Sachspenden zu Sammelstellen bringen. Es gibt zum Glück viele Möglichkeiten zu helfen. Schreiben Sie mir doch einfach die Ideen, die Ihre Kinder von sich aus oder gemeinsam mit Ihnen entwickelt und umgesetzt haben. Dann können wir andere Familien inspirieren.

Regenbogen – Symbol der Hoffnung

Für meine Tochter steht der Regenbogen für Hoffnung. Genau diese Hoffnung brauchen jetzt vor allem die Menschen aus der Ukraine und unsere Kinder.

Artikel zum Thema

Stella Marie Hombach: „Krieg in der Ukraine – Wir können unsere Kinder nicht von der Realität abschirmen“ 28.02.2022, Spektrum.de

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