Mein Leben mit einer an bipolaren Störungen erkrankten Mutter – Bericht einer 27-Jährigen

BRIGITTE: Depressionen, Essstörungen, Alkoholismus, manische Phasen: BRIGITTE.de-Leserin Melanie (27) wuchs bei einer psychisch kranken Mutter auf. Trotzdem führt sie heute ein gutes Leben.

Als ich 16 Jahre alt war, sollte sich mein Leben drastisch ändern. Es begann alles ganz unerwartet, und ich hätte nie gedacht, dass es solche Ausmaße annehmen würde.

Ich bin ein Scheidungskind mit zwei älteren Brüdern. Als die Probleme begannen, lebte ich mit meiner Mutter allein. Sie hatte zwar Depressionen, aber meist nur in den Wintermonaten. Für mich war das ganz normal und gehörte einfach dazu.

Was aber absolut unerwartet kam, war die Nachricht, dass meine Mutter in eine Klinik ginge, weil sie alkoholabhängig war. Ich verstand die Welt nicht mehr: MEINE Mutter war alkoholabhängig!? Offenbar war sie eine Meisterin darin gewesen, ein Doppelleben zu führen, eine Meisterin darin, alles vor mir zu verbergen.

Nach ihrem Entzug wurde alles noch schlimmer

Als sie von ihrem Entzug nach Hause kam, war sie plötzlich magersüchtig. Sie aß nichts mehr und verbrachte ganze Tage damit, im Bett zu liegen, ohne Kraft und ohne Antrieb, das Zimmer verdunkelt. Die Depression war nun präsenter als je zuvor.

Nach einigen Monaten mit diesem Kampf begann der wahre Albtraum. Ich wachte morgens auf und ging in die Küche. Meine Mutter aß wieder, sie stopfte alles Essbare in sich hinein, war fröhlich, voller Energie und Tatendrang. Ich war in diesem Moment so glücklich, weil ich dachte, dass sie endlich geheilt ist. Die Realität sah aber ganz anders aus. Meine Mutter hatte ihre erste manische Phase.

Meine Mutter gab es nicht mehr

Meine Mutter, wie ich sie kannte, gab es nicht mehr, sie war nur noch diese Krankheit. Sie halluzinierte, dass das Krankenhauspersonal sie umbringen wollte, sie dachte, sie hätte einen Gottesauftrag, verschenkte 100-Euro-Scheine an fremde Menschen. Leider war das aber nicht das einzige Problem. Meine Mutter hatte immer noch stark mit ihrer Alkoholabhängigkeit zu kämpfen, und erst viel später erfuhr ich, dass sie seit ihren Teenager-Tagen auch an Bulimie litt.

Es war die schlimmste Zeit in meinem Leben. Ich war immer sehr eng mit ihr verbunden gewesen, sie war alles für mich, und plötzlich stand ich alleine da. Die Situation spitzte sich immer weiter zu. Sie setzte einfach ihre Medikamente ab und die Konsequenzen ließen nicht lange auf sich warten.

Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich das erste Mal erfuhr, dass meine Mama sich das Leben nehmen wollte. Sie hatte einen Brief hinterlassen mit den Worten: „Meine Kinder brauchen mich nicht mehr.“ Sie war in der geschlossenen Psychiatrie, ich fuhr zu ihr und sie versprach mir, es nie wieder zu tun. Sie hielt ihr Versprechen nicht.

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