Wirksamkeit des Psychedelikums Psilocybin zur Behandlung von therapieresistenten Depressionen wird erforscht

Leider wirken die aktuell zugelassenen Antidepressiva nicht bei jeder/m PatientIn gleichermaßen. Derzeit wird daher untersucht, ob der Naturstoff Psilocybin bei therapieresistenten Depressionen (nicht im Rahmen einer bipolaren Störung!) wirksam ist. Psilocybin zählt zu den sogenannten klassischen Psychedelika, die Wahrnehmung, emotionales Erleben und Bewusstsein tiefgreifend verändern können. Das macht sie für die Behandlung psychischer Erkrankungen interessant. Psilocybin bewirkt als Prodrug psychedelischen Rausch mit visuellen Halluzinationen. Dieser Zustand ist einem LSD-Rausch sehr ähnlich, hält aber in der Regel kürzer an. Verantwortlich für diese Wirkung ist das Hydrolyseprodukt Psilocin.

Seit einigen Jahren sind Psychedelika wieder verstärkt in den Fokus der psychopharmakologischen Forschung gerückt. Eine Phase-II-Studie lieferte vielversprechende Hinweise zur Wirksamkeit und Sicherheit von Psilocybin in der Depressionstherapie, deren Ergebnisse jetzt durch eine Studie in Deutschland abgesichert werden sollen. Diese wird federführend am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim sowie an der Charité in Berlin durchgeführt.

Quellen

Manfred Schubert-Zsilavecz, Mario Wurglics: Neues zu Ginkgo, Psilocybin, Ingwer und Sägepalmenfrüchten, Pharmazeutische Zeitung vom 08.09.2021

Robin Carhart-Harris, Bruna Giribaldi, Rosalind Watts, Michelle Baker-Jones, Ashleigh Murphy-Beiner, Roberta Murphy, Jonny Martell, Allan Blemings, David Erritzoe, David J. Nutt: Trial of Psilocybin versus Escitalopram for Depression, April 15, 2021, N Engl J Med 2021; 384:1402-1411, DOI: 10.1056/NEJMoa2032994

Ergänzung am 15.12.2021

Die einmalige Einnahme von Psilocybin, dem psychedelischen Inhaltsstoff bestimmter Pilzarten, hat in einer Phase-2-Studie therapieresistente Depressionen gelindert. Der Hersteller kündigte aufgrund der Ergebnisse eine Phase-3-Studie an, deren Ergebnisse in den USA zur Zulassung der streng verbotenen Droge als Arzneimittel führen könnte. Die FDA hat mit der Einstufung als mögliche „breakthrough therapy“ ein vereinfachtes Zulassungsverfahren zugesagt.

Quelle: Deutsches Ärzteblatt vom 13.12.2021

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